Historie
Prolog
Bornemannshausen-Ortskundige denken sofort an Abgeschiedenheit, die dem gestressten Erschöpften Ruhe verspricht; grüne Wälder, soweit das Auge blickt und eine Bevölkerung, deren Zahl man fast an seinen Händen abzählen kann. Hier inmitten des Hilses, wo der des Hörens mächtige normalerweise nur Liedlein trällernde Vögelchen hört und gelegentlich das laute Dröhnen eines vom hitzköpfigen Raser gepeitschten Zweiradmotors jenseits der 10000er vernimmt, hier drängen einmal im Jahr ganz andere in die vom Ohrenschmalz verstopften Gehörgänge.

Mit jaulendem Getöse und markerschütterndem Geschrei hält eine Bestie Einzug, die über die Köpfe derer, die sich zu jener Zeit an diesen Ort verirren, hinwegfegt. Wer kann schütze sich mit Kräfte spendendem Gerstensaft, denn schon die Alten wussten: diesem Ungetüm dürstet es nach Schädeln. Kreisenden, das Haar schüttelnden, sich Leib und Seele aus der Kehle schreienden Schädeln. Und nur ein Weg sie zu besänftigen: Feiern, bis die Schwarte kracht, saufen bis alle Fässer geleert und Gröhlen, was die Lunge hergibt, stets in dem Gedanken: da ist Metal im Wald… Die Zusammenkunft
Im naiven Glauben, dieses Biest zu zähmen, taten sich eine Gruppe junger Heranwachsender zusammen und gründeten ein Event, eine Art Zusammenkunft der Weisen und Magier, die seit 2009 jedes Jahr wiederkehren, um dieser Urmacht zu huldigen. Jeder, der sich im Metalforest einfindet, kennt die magische Zauberformel, die den Ausnahmezustand einläutet: „B:O:A ey!“, zuweilen abgewandelt auch als „B:O:A geil, ey!“.

Nicht nur phonetisch eine Ohrenweide, auch semantisch von hoher Bedeutung, steht das B:O:A zunächst für Bornemannshausen Open Air, doch dahinter steckt noch einiges mehr. Es ist das größte und geilste Metal- und Rock-Festival in Delligsen und Umgebung (ok ist ja auch das einzige, aber dafür können wir ja nichts) und hat seinen ganz eigenen Charme, der nicht zuletzt durch die Location gegeben ist. Diese ist der Garten meiner Familie, seit Mitte des 18.Jh. ortsansässig, was den friedlichen familiären Charakter unterstreicht. Die Vergangenheit
Was einst im Jahre 2009 als Schnapsidee halbstarker Jugendlicher im Rahmen einer kleinen Gartenparty begonnen hat, zieht mittlerweile immer mehr Freunde des Schwermetalls aus Braunschweig, Hildesheim, Hannover und dem Delligser Raum. Beim B:O:A 2013, dem 5jährigen Jubiläum und ersten offiziellen, waren es knapp 130 Besucher, eine Menge für eine Gegend, deren junge Metalszene wenige Köpfe umfasst und eine noch größere für Bornemannshausen, dessen Bevölkerung glatt auf das 12-fache anwuchs.

Wenngleich wir keine professionelle Organisation sind (wer oder was wir sind, hängt ganz vom Hopfengehalt des Betrachters ab, doch dazu später mehr) –handelt es sich beim B:O:A doch um ein „Hobby“, welches nicht auf Profit ausgelegt ist und jedes Jahr aufs Neue um seine Finanzierung bangt- bieten wir alles, was zu einem Festival gehört und darüber hinaus sogar exklusive Services, die auf kaum einem anderen Festival zu finden sind. Unser Angebot
Vieles wird improvisiert, das aber auf höchstem Niveau und mit Panzertape, sodass der hiesige Festivalbesucher gleich in eine heimische Atmosphäre eingetaucht wird und eingeladen sei, den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Hektik durch schrille Klingeltöne neumoderner Telefonzellen kann gar nicht erst ausbrechen, der Nullbalken-Handyempfang ist inklusive und der Straßenverkehr ist auf ein Minimum beschränkt. Beste Voraussetzung es sich auf unserem mathematisch betrachtet annähernd ebenen Campingground gemütlich zu machen, die sonst von Galloways bewohnte weitläufige Wiese bietet genügend Platz für Auto und dünnwandige Luxushütte.

Eine exotische Vielfalt von Bäumen unterstreicht das grüne Wohlambiente, deren Zahl so schier unendlich scheint, dass man schon beim Zumachen des Reißverschlusses vergessen hat, an welchem man sich gerade erleichtert hatte. Für diejenigen, die es zivilisierter mögen: Ein Donnerbalken mit herzallerliebster Aussicht steht ebenso zur Verfügung, wie die königliche Porzellanschüssel, deren Benutzung im Eintrittspreis bereits inbegriffen ist (B:O:A ey! Luxusscheißen für lau!).

Noch nicht einmal für das Duschen muss der Besucher in die Tasche greifen, denn was es nicht gibt, muss bei uns auch nicht bezahlt werden-und die Sorglosigkeit um Körperhygiene gibt es als Extra noch oben drauf. Wer dennoch dem kapitalistischen Konsumapparat nicht entfliehen kann, der darf an unserem Verpflegungsstand reichlich zuschlagen: Neben den festen Nahrungsmitteln Chili con Carne und Bockwürstchen im Brötchen ist mit Mexikaner Hausmacher Art und dem grünen Lebenselixier Einbecker Bier auch für den ausgeglichenen Flüssigkeitshaushalt gesorgt. Das alles zu humanen Preisen, die man von heutigen Festivals nicht mehr kennt.

So gestärkt lohnt sich ein Besuch bei der nicht allzu weit entfernten Bühne (wer es nicht mehr schafft, lehne sich ganz beruhigt zurück, die Theke bietet einen perfekten Blick auf die Bühne), wo man ganz gut ab(b)hängen kann und seinen Idolen so nah ist, dass man sie glatt knutschen kann. Wer doch lieber dem Flaschen- oder Dosenbier treu bleiben möchte-sei es vor Ort gekauft, sei es selbst mitgebracht-sei nur dazu ermutigt, denn zum Zuprosten der Bands darf es natürlich nicht fehlen (wieder eine dieser Besonderheiten, die das B:O:A anders machen). Eile und Hast durch eine gestrenge Running Order sind hier fehl am Platz, durch perfekte Terminierung gibt es keine Überschneidungen in den Spielzeiten der Bands.

Wer trotz der Weitläufigkeit des Geländes durch dessen Enge sich bedrängt fühlt, der kann beim Billard in der „Bar zum speienden Drachen“ auf einem selbstgebauten Tisch mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad eine ruhige Kugel schieben oder sich in der Sofaecke zurückziehen. Unser Antrieb
Wäre es nicht viel gemütlicher, wenn wir uns als Veranstalter in eben besagte Ecke legen würden? Ja, wäre es. Es wäre aber auch eine ganze Ecke langweiliger und bei weitem nicht die größte Party des Jahres in Bornemannshausen. Was also bewegt Menschen wie uns dazu, sich das ganze Jahr über Gedanken über ein einziges Wochenende zu machen, welches zu einem Großteil aus Stress besteht? Fremde Menschen auf Hof und Gut zu lassen?

Eine ganze Menge: Zum einen ist es uns daran gelegen, die kulturelle Vielfalt unserer Heimatregion Delligsen zu erweitern um einen Punkt, der nicht unbedingt jedermanns Sache ist, zum anderen möchten wir gerade jungen, aufstrebenden Bands die Möglichkeit bieten, sich zu präsentieren und Bühnenerfahrung zu sammeln. Dass sich zwischen den Bands auch einige Hochkaräter wiederfinden schadet der Sache hierbei nicht, ist das Konzept doch für alle gleich: Statt Unsummen an Gagen zu zahlen, die wir als Veranstalter an die Besucher abwälzen müssten, verzichten die Bands auf Gewinne und bekommen in erster Linie ihre Unkosten erstattet sowie freie Verpflegung für den Tag ihres Auftritts. Hier geht es um Spaß und Ehre, es soll ein Festival bezahlbar für jedermann sein. Gerade wir, als Gruppe die überwiegend aus mittellosen Studenten besteht, wissen, dass es äußerst schwierig ist, die Gier profitorientierter Events zu stillen-somit lehnen wir diese kapitalistische Ausrichtung ab und versuchen alles so günstig wie möglich zu halten. Die positiven Rückmeldungen und die immer wiederkehrenden Gesichter zeigen, dass das nicht verkehrt ist.

Es macht jedes Jahr wieder Spaß, neue Leute kennenzulernen, in friedlicher Weise die Liebe zur Musik auszuleben, mal wieder richtig zu eskalieren. Darum blicken wir mit Vorfreude dem nächsten B:O:A entgegen und hoffen, dass auch du uns die Ehre erweisen wirst, ein Teil des Metalforests zu werden.

- Borne, Kopf der Hydra
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